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Channel: Geschichte der Geologie
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Das Körnchen Wahrheit in der Argonautensage um das Goldenen Vlies

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Steine vergehen. Die Gesänge bleiben.“ 
Polynesisches Sprichwort

Die Argonautensage und die mythische Suche nach dem Goldenen Vlies könnte tatsächlich auf die Ausbeutung der ältesten Goldbergwerken der Welt beruhen. Die Sage reicht wahrscheinlich bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. Zurück, als die Griechen in die Gebiete rund um das Schwarze Meer vordrangen und von dort Gold zurückbrachten. 

Abb.1. Die Argonauten, laut einer griechischen Sage eine Expedition die sich zum Ende der Welt aufmachte, findet nach langer und gefahrvoller Reise das Goldene Vlies, ein Widderfell aus purem Gold. Abbildung aus Agricolas"De re metallica libri XII" (1556).

Noch heute ist das Gold der Skythen berühmt, zahlreiche Arbeiten aus dem edlen Metall wurden in ihren Kurgans (Grabhügel), im Mündungsgebiet des Dnepr und der krimeischen Halbinsel gelegen, aufgefunden. Ein eindeutiger Beweiß für den Goldreichtum der Gegend. Im 5. Jahrhundert v.Chr. kam es schließlich zum Kontakt zwischen Skythen und Griechen mittels griechischer Kolonien, die entlang der Küste des Schwarzen Meers entstanden.

Woher das Gold der
Skythen ursprünglich stammt ist nicht ganz klar, es gibt aber zwei Möglichkeiten - Schwemmgold aus Flüssen oder Abbau von Golderz aus den Bergen. Antike Historiker berichten das in Kolchis (heute Georgien im Kaukasus) Gold mittels Schafsfelle aus den Flüssen gewaschen wurden. Man spannte den Balg in den Fluss auf, die Goldkörnchen verfingen sich darin, anschließend verbrannte man das Feld und das Gold blieb übrig. Dies würde gut zur Sage des Goldenen Vlies passen. Das Widderfell aus purem Gold wäre eine mythologische Verklärung der Methode die tatsächlich verwendet wurde um das Gold aus den Flüssen zu gewinnen.
 
Das Gold in den Flüssen stammt aus den Bergen und dort wurde das Goldauch im Laufe der Jahrhunderte auch schon bergmännisch abgebaut. Südöstlich des heutigen Tbilisi (Georgien) liegt der Kochagiani-Hügel bei Sakdrissi. Hier reichen alte Stollen bis in 30 Meter Tiefe. Datierungen an Holzkohlereste ergaben ein Alter von 3.400-3.000 v.Chr. - die älteste bekannte Goldmine der Welt. Mittels Feuer wurde das Gestein Mürbe gemacht und anschließend mit Steinhämmern herausgeschlagen, bis zu 25cm Vortrieb ließ sich mit einmaligen Feuersetzen erzielen. Das Erz wurde zerrieben und mittels Wasser ausgewaschen. Moderne Experimente ergaben bei 30kg Erz, von 4 Arbeitern in 4 Tagen abgebaut, am Ende 1 Gramm an Goldflitter. Schätzungsweise wurden hier so in 400 Jahren so 150 kg reines Gold gewonnen.

Mineralientage München 2016 - Schweizer Kristallschätze

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Gneis-Block aus dem Gotthard Basistunnel - der helle Leventina-Gneis geht im Bereich des Gotthardmassivs zum  dunkleren, stark verfalteten Lucomagno-Gneis über.

Granate aus der Val Canaria, Tessin.
Bergkristall aus einer alpinen Kluft, Cavagnoli-Gletscher.
Bergkristall mit Tessiner Habitus, Gotthardmassiv.
Quarz mit Rutilgittern, Gotthardmassiv. 
Kyanit, Pizzo Forno, Valle Leventina, Tessin.

Gesteine Online: Ignimbrite

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Ignimbrite im engeren Sinnewurden in 1932-35 von vulkanischen Ablagerungen in Neuseeland durch MARSHALL beschrieben. Es handelt sich dabei um ein Gestein bestehend aus Kristall- und Gesteinsbruchstücken, die durch die hohen Temperaturen bei ihrer Ablagerungen – aus großflächigen  pyroklastischen Strömen -  regelrecht zusammen-gesintert wurden. Ignimbrite sindgewissermaßen ein Übergang von Vulkaniten zu Sedimentgesteine, da sie aus vulkanischen Ablagerungen gebildet werden, allerdings weisen sie keine Schichtung auf.
Abb.1. Ignimbrit mit „Flammen“, die aus glasigen Schlacken bestehen, Feldspat-Kristalle und größere Bruchstücke von älteren Ignimbriten.

Im Gegensatz zu Tuffen (vulkanische Ascheablagerungen aus Eruptionswolken) zeigen Ignimbrite nicht nur keine Schichtung, sondern häufig auch säulige Absonderungen. Da Ignimbrite großflächig und auch in größerer Mächtigkeit abgelagert werden, formen sich die Säulen bei deren langsamen Abkühlung.
Abb.1. Ignimbrite mit säuliger Absonderung, "Bozner Quarzporphyr" bzw. mit modernen Namen die Auer-Formation.

Die Entstehung von echten Ignimbriten wurde rezent noch nicht beobachtet, da sie eigentlich nur bei gewaltigen Eruptionen mit sehr großen Eruptionsvolumen (der Permische "Bozner Quarzporphyr" ist bis zu 4.000 Meter mächtig)gebildet werden. In historischen Zeiten war einzig der Ausbruch desKatmai (Alaska) in 1912, wo es jedoch keine direkten Augenzeugen gab, vergleichbar. Ablagerungen von kleineren pyroklastischen Strömen, wie sie häufig bei rezenten Vulkanausbrüchen beobachtet werden, sind grobblockiger und weniger verfestigt.

Der geologischen Grund des Orakel von Delphi

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Laut Überlieferung versetzten sich die Priesterinnen des berühmten Orakels von Delphi mit der Hilfe von Gasen, die aus einer Erdspalte ausströmten, in Trance. In diesem Zustand wisperte der Gott Apollon höchstpersönlich ihnen Zukunftsvisionen zu.

Abb.1. Die Priesterin Phytia im Orakel von Delphi, Abbildung von Heinrich Leutemann.

Es scheint das in dieser Erzählung etwas geologische Wahrheit steckt. Der Geologe Jelle de Boer und Archäologe John Hale kartierten im Gebiet um Delphi tatsächlich zwei größere Störungssysteme, die sich unter dem Tempel des Apollon kreuzen. De Boer vermutet das sich entlang der Störungen während eines Erdbebens Spalten öffnen, aus denen Gase strömen, wie Ethylen, Methan, Ethan und Kohlendioxid.  Ethylen kann in geringen Konzentrationen berauschend wirken. Alternativ können Methan und Kohlendioxid zur Atemnot und Schwindel führen. Verwirrt hätten die Priesterinnen vor sich hin gebrabbelt, das Gebrabbel wäre von weiteren Priesterinnen gedeutet wurden.
Geologe Luigi Piccardi hat auch eine Erklärung warum um 381 das Orakel von Delphi an Bedeutung verlor. Eine Serie von Erdbeben verschloss die Spalten endgültig. Da kein Gas mehr ausströmte konnten die Priesterinnen auch nicht mehr in Trance fallen und ihre Weissagungen kundtun.


Geologische Katastrophen und das Aussterben von Arten

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Das Aussterben einer Art gehört zur Geschichte des Lebens auf der Erde. 99% aller Arten die in den letzten dreieinhalb Milliarden Jahre hier gelebt haben sind auch wieder ausgestorben.Von in prähistorischen Zeiten ausgestorbenen Arten bleiben nur Knochen und Fossilien übrig, in historischen Zeiten kommenAbbildungen und Beschreibungen und in modernen Zeiten auch Photos dazu(das erste Buch mit Tierphotographien wurde 1844 veröffentlicht). Seit 400 Jahren beobachtet man eine Zunahme der generellen Aussterberate bei Säugetiere, Reptilien und Vögel. Oft spielt dabei der Mensch eine Rolle, aber auch geologische Katastrophen können eine Art an den Rand des Aussterbens bringen … und darüber hinaus.
 

Das Aussterben des Atitlántaucher (Podilymbus gigas) am See von Atitlán (Guatemala) wurde durch die Naturforscherin Anne LaBastille (1935-2011) sehr detailliert dokumentiert. Neben anthropogenen Ursachenführte auch ein Erdbeben zum Aussterben dieser Vogelart.

Abb.1. Der Atitlántaucher, Bild aufgenommen von David G. Allen.

Die lokale Industrie und der Tourismus übernutzten den See und führten zu weitreichenden Habitatzerstörung. Vor allem der Schilfgürtel, Brutgebiet des Wasservogels, wurde zerstört. Die Population des Atitlántaucher begann daher ab 1958 stetig zurückzugehen. Im Februar 1976 gab es in Guatemala ein schweres Erdbeben. Bei diesem Beben brach das Seebett, und ein unterseeischer Abfluss sorgte dafür, dass sich der Wasserspiegel um über 6m senkte. Das letzte Reservat für den Taucher lag nun auf dem Trockenen, der Schilfgürtel vertrocknete und starb rasch ab. Versuche neue Schilfgürtel anzulegen schlugen fehl. Bis 1980 waren 60 % des Schilfgürtels am See vernichtet worden. 1983 war der Bestand der Taucher auf 32 Tiere gesunken.  1989 zählte man nur noch zwei Exemplare. Als diese beiden verbliebenen Vögel auch verschwanden, wurde der Atitlántaucher offiziell für ausgestorben erklärt.
 

Steinschlag führte fast zum Aussterben der Lord Howe Island Baumhummer (Dryococelus australis)

Abb.2. Der Baumhummer.

Wenige Exemplare überlebten rund um einen einsamen Melaleuca-Busch in der beinahe senkrechten Felswand der Pyramide von Ball, ein 562m hoher erodierter Vulkanschlot der sich 600km vor der Küste Australiens mitten im Pazifik erhebt. Der Baumhummer wurde 1920 zum letzten mal auf der Lord Howe Insel beobachtet. 44 Jahre später bemerkten einige Kletterer ein seltsames totes Insekt während eines Besteigungsversuch der Ball-Pyramide. In 2001 machten sich zwei Zoologen auf der Suche nach einem lebenden Exemplar. In 200m Höhe fanden sie den besagten Busch mit 24 Exemplare des Baumhummers. Aufgrund der kleine Population ergab sich eine langwierige Diskussion ob man einige Exemplare für die Wissenschaft und eventuelle Nachzucht sammeln könnte. Nach zwei Jahren wurde schließlich beschlossen zwei Pärchen zu entnehmen - zum Schrecken der Forscher hatte sich aber ein Felssturz in der betreffenden Felswand ereignet. Glücklicherweise hatte dieser den Myrtenheiden-Busch gerade noch verschont.
 

In der Vergangenheit lebte auf der Karibischen Insel von  Martinique eine Art von Riesenmaus - Megalomys desmarestii die im Jahre 1654 durch den französischen Naturforscher Jean-Baptiste Du Tertre beschrieben wurde, der sich dabei auch auf indigene Kochrezepte für einheimische Arten beruft. 

Abb.3. Präparat von der Karibischen Riesenmaus.

Bis 1890 war die Art generell häufig, aber Jagd, Habitatzerstörung und Konkurrenz mit eingeschleppten Arten (vor allem Jagd durch Mangusten) führte zu einer drastischen Abnahme der Population. Kleinere Gruppen überlebten an den Hängen des Berges La Pelée - einen ruhender  Vulkan. Im April 1902 erwachte der Vulkan. Am 8 Mai 1902 kam es zu einem verheerenden Ausbruch mit pyroklastische Strömen, dabei wurdedie Hafenstadt St. Pierre völlig zerstörten, möglicherweise 40.000 Menschen kamen dabei um. Die Abhänge des Vulkans waren völlig verwüstet worden und kein Tier hatte dort überlebt. Spätere Expeditionen konnten keine Spuren der Riesenmaus mehr auf Martinique finden. Der Ausbruch des La Pelée hat möglicherweise das Aussterben dieser Art besiegelt.

Das 7.8M Erdbeben das am 14 November Neuseeland erschütterte forderte zwei Menschenleben und verursachte großen Schaden, darunter zahlreiche Massenbewegungen und Felsstürze. Huttons Sturmtaucher (Puffinus huttoni) oder auch kaikoura titi ist ein Vogel der entlang der Küste von Kaikoura brütet. Der Vogel gräbt Bruthöhlen in den steilen Abhängen der Kaikoura Küste und in den nahen Bergen. Die Art wird seit 1960 als gefährdet betrachtet, da verwilderte Schweine und Hermeline die Brut zerstören, und die einzigen zwei noch existierenden natürlichen Brutkolonien könnten durch das Erdbeben  stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Bei einem Vorbeiflug wurde bemerkt das die größere der beiden Kolonien teilweise durch eine Rutschung verschüttet worden ist, wobei nicht nur die Bruthöhlen zerstört wurden sondern auch zahlreiche brütende Vögel getötet worden sind. 25% der Population des Sturmtauchers könnte so umgekommen sein. Auch könnten die Tiere ihre Brutkolonie auf lange Zeit hin verloren haben. Ein schwerer Schlag für diese Art die sich in den letzten Jahren relativ erholt hatte. 
Abb.4.Huttons Sturmtaucher.
 

Literatur:
 

FULLER, E. (2014): Lost Animals - Extinction and the Photographic Record. Princeton University Press: 240

Die Rolle von Vulkanen in der Menschheitsgeschichte - von der Vorgeschichte zur Antike

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Die Zivilisation existiert durch die Zustimmung der Geologie, Änderungen vorbehalten.
Will Durant
 
Man denkt selten an die Rolle die Vulkane in der Menschheitsgeschichte gespielt haben. Wir kennen heutzutage Vulkane nur von Süditalien, mit dem Vesuv, dem Ätna und Vulcano, und doch prägten und prägen Eruptionen auch die Geschichte Europas. Im Jahre 1815 brach der Tambora in Indonesien aus, geschätzte 70.000 Menschen starben an die unmittelbaren Folgen des Ausbruchs. Allerdings verschlechterte sich bald darauf auch das Klima in Europa und 1816 wurde als das "Jahr ohne Sommer" berühmt. Die schlechte Witterung hatte Missernten und Hungersnöte zur Folge die auch in Europa Tote forderten. Doch die Macht der Vulkane reicht viel weiter zurück.
 
Der Beginn des Einfluss von Vulkanen auf die Menschen verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die älteste Darstellung eines Vulkanausbruchs könnte laut einer umstrittenen Interpretation in einer Malerei in der Höhle von Chauvet-Pont D'Arc gefunden werden. Falls die Darstellung wirklich einen Ausbruch darstellen soll, hätten vor 36.000 Jahren Europäer der Steinzeit einen solchen beobachtet und in ihren religiösen (?) Bildern festgehalten. Eher wahrscheinlicher als Vulkan zu interpretieren ist die 9.000 Jahre alte Darstellung in einer Ocker-Wandmalerei in der steinzeitlichen Stätte von Çatalhöyük in der heutigen Türkei. Der Ausbruch des Hasan Dag fällt zeitlich ziemlich genau mit der Darstellung zusammen.
Abb.1. Ocker-Wandmalerei in der steinzeitlichen Stätte von Çatalhöyük (Türkei).

Die Sage von Atlantis wurde um 350 v.Chr. vom griechischen Philosophen Platon aufgezeichnet, der sich wiederum auf den Historiker Solon beruft (um das 6. Jahrhundert v.Chr.). Das Königreich von Atlantis lebte mehr als 9.000 Jahre vor Plato in Wohlstand, bis es während einer Naturkatastrophe in nur einer Nacht und einen Tag in den Fluten versank. Autor Ignatius Donnelly (1831-1901) machte den Atlantis-Mythos schließlich im 19° Jahrhundert durch seine Bücher populär .
Der griechische Seismologe Angelos Galanopoulos identifizierte 1956 Atlantis als eine Insel im Norden von Kreta, genauer gesagt die heutige Insel von Santorin auf der sich der aktive Vulkan Thera befindet. Laut Galanopoulos hat ein Übersetzungsfehler oder Rechenfehler zu einer Verwechslung geführt. Platon gibt eine Fläche von 550x370km für Atlantis an, dividiert man diesen Wert durch 10 erhält man ungefähr die Fläche von Santorin. Auch wenn man für den Untergang von Atlantis statt 9.000 Jahre nur noch 900 Jahre vor dem goldenen Zeitalter Athens annimmt, kommt man auf einen Wert der mit dem bestätigten Ausbruch von Thera eher übereinstimmt. Ob Thera nun tatsächlich mit dem sagenhaften Atlantis übereinstimmt ist eher zweitrangig für die weitere Geschichte.
Thera liegt 120 Kilometer nördlich von Kreta. Um 1600 v.Chr. war Thera ein wichtiger vorgelagerter Stützpunkt der minoischen Kultur, die sich auf Kreta entwickelt hatte. Auf Thera wurde die Stadt Akrotiri gegründet, ein florierendes Handelszentrum. Nach einem Erdbeben wurde die Stadt aber verlassen. Man fand keine Wertgegenstände, dafür aber Gefäße mit Getreidesamen. Die Menschen hofften wohlwieder aussäen zu können nach ihrer Rückkehr. Dazu kam es aber nie. Kurz darauf wurde die Stadt durch einen Vulkanausbruch des Thera unter einer fünf Meter mächtigen Bimssteinschicht verschüttet. Nach dem Ausbruch blieb eine sieben Kilometer breite, 300m Tiefe Caldera übrig. Erst um 1967 kam die antike Stadt wieder ans Licht durch archäologische Ausgrabungen.
Abb.2. Die Insel von Santorin ist durch die Caldera des Thera geprägt, Stich aus dem Jahre 1866-70.

Die Eruption von Thera und die Verwüstung die Tsunami-Wellen auch auf dem Mutterland der Minoer verursachten führte dazu das die minoische Kultur auf Kreta um 1.600 v. Chr. zusammenbrach und massiv an Einfluss einbüßte. Die Mykener auf dem geschützten griechischen Festland dagegen gewannen an Einfluss und das goldene Zeitalter Griechenlands brach an, eine Epoche die den gesamten späteren Verlauf der westlichen Zivilisation beeinflusste.

79 nach Christus brach der Vesuv aus und verschüttete das alte Pompei unter pyroklastische Ströme. Zur damaligen Zeit hatte die Katastrophe relativ wenig Auswirkungen auf das römische Reichund die Stadt geriet für Jahrhunderte in Vergessenheit. Als aber die ersten römischen Kunstgegenstände aus den vulkanischen Schichten geborgen wurden führte das in Europa zu einer Wiedergeburt der Antike und zur Begründung des Klassizismus. Intellektuelle und Schöngeister umgaben sich mit nachgemachter römische Kunst und es gehörte zum guten Ton zumindest einmal die Ruinen von Pompei und den aktiven Vesuv besucht zu haben.

Abb.3. Ausgrabungen in Pompei, aus dem ersten vulkanischen Standardwek"Campi Phlegraei" von William Hamilton (1730-1803).

Dichter Percy Bysshe Shelley schreibt in 1819:

"Ich stand in der ausgegrabenen Stadt;
Und vernahm die herbstlichen Blätter wie leichtes Schlurfe
Von Geistern, die durch die Strae gehn; und hörte
Bisweilen des Berges schläfrige Stimme
Durch jene unbedeckten Räume schrillen;
Unheilkündender Donner, der den Schock durchdrang
Die lauschende Seele in meinem erwartungsvollen Blut;
Und spürte, daß die Erde aus ihrem tiefsten Innern sprach."
 

Im Wein liegt die Klima-Wahrheit

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Um das Klima zu rekonstruieren können verschiedene Methoden angewendet werden, wie das Studium der natürlichen Archive von Baumringen oder Gletscherschwankungen. Deutsche und Französische Wissenschaftler haben dabei ein ungewöhnliches Archiv gefunden – Wein. Die Anbaugebiete in Deutschland und Frankreich liegen an der nördlichen Verbreitungsgrenze der Weinrebe und reagieren daher empfindlich auf Klimaschwankungen. Der französische Historiker E. Le Roy Ladurie schreibt in seinem Buch „Le territoire de l'Historien“ (1973): 

Bacchus, der Gott der Weinlese, ist ohne Zweifel eine reiche Quelle für Klimadaten! Nicht nur der Zeitraum der Weinlese, den Historikern gut bekannt, sondern auch die Qualität des Weines ist eine erstklassige Dokumentation für das Klima…[]. Der Statistiker Angot hat die Möglichkeiten [...] aufgezeigt, die aus der systematischen Untersuchung der Weinqualität in den letzten Jahrhunderten hervorgeht, in 1895 veröffentlichte er eine jährliche Serie der wechselhaften Qualität der Weine des Burgund, die bis in das XVII Jahrhundert reicht […] In Deutschland und Luxemburg haben Müller und Lahr jeweils Jahresreihen der Weinqualität rekonstruiert, von verschiedenen Weingütern (in der Nähe des Rheins, Neckar, Schwarzwald) und Rudloff hat diese Daten zur Ergänzung seiner Klimageschichte seit 1670 zu den heutigen Tagen genutzt. Die Dokumentation über Jahhunderte der Weine des Rheins ist insofern von großer Bedeutung, da die deutschen Weingüter die am randlichsten und am nördlichsten gelegenen sindund daher sehr empfindlich, in positiven Sinn, auf Sonneneinstrahlung reagieren...[]

Abb.1. Weinernte, Fresko im italienischen Schloss Buonconsiglio, um 1400.

Es ist daher ersichtlich das die Gletscherschwankungen und Abkühlung um 1560 bis 1600 auch von den zwei Datenreihen die Weine liefern können unterstützt wird, Zeitraum der Weinlese und Qualität (schlecht, in diesem Falle). Die Sommer und Frühlinge der Jahre 1553-1602 waren bedeutend weniger warm als die der Jahre 1452-1553, mit später Weinlese, Weine schlechtester Qualität und auch die Gletscher im Wachstum begriffen und gefährlich, so wurden um 1595 bis 1605 einige Hütten bei Chamonix und Grindelwald von diesen verschüttet. Im Gegensatz dazu stehen die Weine von ausgezeichneter Qualität der Jahre 1860-70 und 1940-53, in Deutschland und Frankreich, im Jahrhundert der größten Erwärmung zwischen dem XIX und XX Jahrhundert."

Dank der Rekonstruktion der Verbreitung von Weingütern in Europa lässt sich grob folgende Klimageschichte rekonstruieren. Im Jahre 54 v.Chr. führten die Römer den Weinbau in Südengland ein, von vielen Historikern als Beleg für ein wärmeres Klima in Südengland gedeutet. Im Mittelalterlichen Klimaoptimum wurde Wein in Preußen, Pommern und Südschottland kultiviert. Die Klimaverschlechterung ab dem 14. Jahrhundert führte zur Aufgabe der Weingüter in England. Wein wurde seitdem in seinen modernen Verbreitungsgebieten angebaut, wobei besonders günstige Lagen auch weiter nördlich bzw. in größerer Höhe Weinanbau ermöglichen würden, allerdings ist hier die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben.

Vulkane machen Geschichte

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Im Jahre 536 n.Chr. verdunkelte eine mysteriöse Wolke den Himmel. Der Historiker Prokopios von Caesarea schreibt die Sonne sei „so schwach wie der Mond und schien so außerordentlich wie während einer Sonnenfinsternis, überhaupt nicht so, wie man es sonst gewohnt ist.“ Die Temperaturen sackten nach unten und die Ernten auf den Feldern fielen aus. Dies führte zu Hungersnöte unter Justinian I. und in 541 kam auch noch eine Seuche dazu. In seiner Not wandte sich Justinian I. verstärkt der Religion und prägte damit auch den Übergang von der Antike zum Mittelalter.
Als Verursacher der mysteriösen Wolke werden heutzutage Vulkane vermutet.



Trockenheit und Kälte führte zur Entvölkerung ganzer Landstriche, wie zum Beispiel den Balkan. Das unbewohnte Land wurde später durch andere Völker wie den Slawen wiederbesiedelt. Auf der Arabischen Halbinsel führte die durch vulkanische Aerosole verursachte Klimaveränderung dagegen zu mehr Niederschlag, es gab mehr Futterpflanzen was zu mehr Reit- und Lasttiere führte. Vielleicht ein Faktor der die islamische Expansion förderte.

Star Trek und die Geologie: Leben, Jim. Aber nicht wie wir es kennen

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Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

In der Folge "Horta rettet ihre Kinder" (1967) landet die Crew der Enterprise auf den Planeten Janus VI wo die Sternenflotte eine Bergbaukolonie betreibt. Janus VI ist laut der Klassifikation im Star Trek Universum ein Typ E-Stein-Eisen-Planet, reich an Metallen wie Gold, Uran, Platin, Cer und Pergium, ein fiktives Element. Eine relativ junge Welt, um die 1,3 Milliarden Jahre alt, ohne sichtbare Atmosphäre und anscheinend ohne einheimischen Lebensformen. Allerdings werden die Bergleute, nachdem sie tief in das Planeteninnere eingedrungen sind, plötzlich von einem grauenhaftes Monster angegriffen. Spock, der wohl sein geologisches Einfühlungsvermögen anwendet, vermutet schon bald, dass es sich bei dem Wesen um eine Lebensform handeln könnte, die auf Silizium basiert.

"Das Leben wie wir es kennen, basiert gewöhnlich auf den verschiedensten Kombination von Kohlenstoffverbindungen. Aber es könnte auch etwas existieren mit ganz anderen Elementen. Mit der Grundlage Silizium.“

 
Auf der Erde beruht das Leben, so wie wir es kennen, auf Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff mit Spuren von Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Phosphor und Schwefel.
Kohlenstoff ist auf der Erde ein idealer Ausgangsstoff für Leben da er unter  terrestrischen Temperaturbedingungen stabile und komplexe Moleküle bilden kann. Verbindungen zwischen Kohlenstoff-Kohlenstoff, Kohlenstoff-Sauerstoff und Kohlenstoff-Wasserstoff sind außerordentlich stark, die Moleküle sind aber gleichzeitig gut in Wasser löslich. Moleküle die in einer Flüssigkeit frei beweglich sind, sind eine wichtige Voraussetzung für einen funktionierenden Stoffwechsel.

Silizium ist sehr häufig auf der Erde wird aber kaum von terrestrischen Lebensformen genutzt. Mikroorganismen wie Kieselalgen und Strahlentierchen nutzen Silaffine (kurze Peptide die zur Stabilisierung verwendet werden) und amorphe Silizium-Hydrogele um ihre filigranen Schalen aufzubauen. Unter höheren Organismen sind nur Kieselschwämme in der Lage Silizium zu verwenden. Allerdings nutzen diese Organismen Silizium nur für Schalen und Stützelemente, es spielt keine  Rolle in ihrem Stoffwechsel.
Theoretisch könnte Silizium aber auch für Gewebe, Organe und sogar einen alternativen Stoffwechsel verwendet werden.  Das Element findet sich im Periodensystem neben Kohlenstoff und weist einige chemische Ähnlichkeiten auf.  Silizium bildet wie Kohlenstoff stabile Bindungen mit sich selbst und Elementen wie Kohlenstoff, Germanium, Stickstoff, Phosphor, Sauerstoff und Schwefel.

„Eine Siliziumknolle, davon gibt´s Millionen da Unten, leider sind sie wertlos."
„Immerhin ist es eine geologische Kuriosität! Pures Silizium!“
„Einige Spurenelemente, aber hören sie, sie sind doch nicht hergekommen um Steine zu suchen."


Solche Silane können große Moleküle bilden, Ketten, Röhren und Schichten, die in einem hypothetischen Organismus verwendet werden könnten um einen Zellkörper aufzubauen.

Allerdings sind diese Verbindungen unter terrestrischen Bedingungen den Kohlenstoff-Molekülen unterlegen. Silizium ist sehr reaktionsfreudig und verbindet sich gern mit Sauerstoff. Eine hypothetische Silizium-Lebensform würde Probleme mit der Atmosphäre der Erde haben, die bis zu 21% aus Sauerstoff besteht. Der Körper der Silizium-Lebensform würde langsam von den Gasen und Wasser in unserer Atmosphäre zersetzt werden. In der Star Trek Folge wird erwähnt das die fremde Lebensform, die sich selbst Horta nennt, aus einer Sauerstofffreien Umgebung, tief im Inneren des Planeten verborgen, stammt. Tatsächlich könnten Silizium-Moleküle in einer reduzierenden und trockenen Atmosphäre funktionieren. 


Ein weiteres Problem für Silizium ist Wasser. Während reines Silizium mit Wasser reagiert, sind Wasserstoff-Silizium Verbindungen schwer löslich. Ein Stoffwechsel kann so nicht funktionieren, es braucht daher eine geeignete Alternative. Als ein solches alternatives Lösungsmittel könnte flüssiges Methan und Ethan verwendet werden. Aber gibt es Planeten auf (oder in) denen Kreaturen wie die Horta überhaupt existieren könnten?Wir müssen nicht weit reisen um eine solche Umgebung tatsächlich zu finden.Die Oberfläche des Saturnmonds Titan ist so kalt, um die -200°C, das sich das auf der Erde gasförmige Methan verflüssigt und Seen und Flüsse bildet. Silizium-Moleküle sind relativ kälteunempfindlich, theoretisch könnte ein solcher Stoffwechsel in einer solchen Umwelt tatsächlich funktionieren.

Ob allerdings tatsächlich eine auf Silizium basierende Lebensform irgendwo da draußen exisitiert, das steht in den Sternen...
 

Die Geschichte des Titanic-Eisbergs

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In der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 kollidierte eines der modernsten und größten Schiffe seiner Zeit im nördlichen Atlantik mit einem mittelgroßen Eisberg. Ein direkter Aufprall wurde durch ein Ausweichmanöver verhindert, allerdings wurde der Bug der "Titanic" auf einer Länge von 90m beschädigt und die vernieteten Stahlplatten platzten abschnittsweise auseinander - Wasser dringt ein und zieht langsam aber unerbittlich den Bug unter die Wasserlinie, das Schiff ist verloren.



Das Schicksal der Titanic hat zahllose Bücher und Filme inspiriert, die Geschichte des zweiten großen Darstellers, des Eisbergs, ist heute aber fast vergessen.
Abb.1. Eisberg und Eisfeld, fotografiert von Bord der "Carpathia", das erste Schiff das die Unglückstelle am Morgen des 15. April erreichte, aus dem Buch "Sinking of the Titanic - The World´s Greatest Sea Disasters" (1912).Es gibt zahlreiche Berichte von Überlebenden die den Eisberg der Titanic beschreiben, und noch mehr Photographien die später von Schiffen aus aufgenommen wurden. Allerdings gibt es keinen eindeutigen Beweiße das unter den gesichteten Eisberge tatsächlich der "schuldige" Berg gefunden wurde.

Eisberge im Nordatlantik stammen vorwiegend von den kalbenden Gletschern an der Westküste von Grönland. Meeresströmungen treiben diese dann mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 0,7 Stundenkilometer zunächst nach Norden bis zur Kanadischen Küste. Hier geht die West-Grönland Meeresströmung in den Labradorstrom über, der nach Süden hin "fließt" - und mit ihm auch zehntausende von kleinen und großen Eisbergen. Vor der Küste Neufundlands treffen die kalten Meeresströmungen auf den warmen Golfstrom. Nur noch wenige Eisberge überdauern bis zu diesem Punkt die 5.000 Kilometer lange Reise, aber genau hier kreuzen sie die viel befahrene Nordatlantikroute. Es wurde spekuliert ob 1912 die Anzahl von größeren Eisbergen in diesem Gebiet ungewöhnlich war. Zahlreiche telegraphische Meldungen wurden seinerzeit an die Titanic gesendet, zumeist von Schiffen die Eisberge gesichtet hatten oder in der Nacht auf eine Weiterfahrt verzichteten und vor Eisfeldern stoppten. Die Anzahl der Meldungen scheint außergewöhnlich hoch zu sein, allerdings gibt es keine offiziellen Zahlen, da vor 1912 Eisberge nicht überwacht wurden. Erst nach der Katastrophe wurden zunächst Frachter, später Kriegschiffe, auf Patrouille im Nordatlantik geschickt.
Das vermehrte Auftreten von Eisbergen wurde durch Temperaturschwankungen im Nordatlantik erklärt: nach einer Arbeitshypothese verstärkten milden Temperaturen in den Jahren 1900 bis 1910 die Aktivität der Gletscher in Grönland, mehr Eisberge wurden daher auf "die Reise geschickt". Eine alternative Hypothese schlägt vor, dass die kalten Wassertemperaturen seit 1910 ein Vorstoßen der Eisberge nach Süden hin begünstigte. Beide Hypothesen sind schwierig zu überprüfen, da es keine genauen Daten zur Anzahl der Eisberge bis 1912 gibt. Es scheint eine schwache Korrelation im 20 Jahrhunderts zwischen der Temperatur des Atlantiks und die Anzahl gesichteter Eisberge auf den 48. Breitengrad zu geben, allerdings sind die Schwankungen beträchtlich und vermutlich gab es bevor und nach der Titanic starken Eisgang; 1912 war daher wahrscheinlich kein besonderes Jahr und die Kollision, wie so oft, ein Unglück.

Der Travertin von Karlsbad

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Travertin und Sinterproben von Karlsbad, Baden-Württemberg, Sammlung angelegt um 1910. Bereits um 1800 verkaufte der Edelsteinschleifer Joseph Müller (1727-1817) den Kurgästen von Karlsbad  (damals Böhmen, heute Tschechien) eine „Sprudelstein“-Sammlung als Souvenirartikel. Karlsbad ist berühmt für seine warmen Quellen und Mineralgewässer, die sogar auf Briefmarken verewigt wurden. Aus den Mineralwasser fällt Kalziumkarbonat aus, das sich in Becken und Leitungen ablagert. Aus der Not (schließlich müssen die Leitungen sauber gehalten werden) wurde ein Geschäft für den Tourismus.


In 1807 verfasste Dichter und Naturforscher von Goethe eine Abhandlung mit dem Titel „Sammlung zur Kenntniß der Gebirge vor und um Karlsbad“, die dieser Sammlungen gewissermaßen als Zertifikat beigefügt wurde und worin die Umgebung von Karlsbad zum ersten Mal geologisch beschrieben wurde. Der Granit bei Karlsbad („Erzgebirge-Granit“) stellt auch die Typuslokalität für die „Karlsbader Zwillinge“ dar, eine spezielle gesetzmäßige Verwachsung zweier Kristalle. Diese Bezeichnung wurde ebenfalls von Goethe geprägt, und ist bis heute namensgebend für diese charakteristische Zwillingsbildung bei Feldspäten.

Geologie und das Unglück am Djatlov-Pass

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Im Januar 1959 machte sich eine Gruppe von zehn jungen Leuten, zwei Frauen, die jüngste war gerade mal 20 Jahre, und acht Männer, der älteste war 37, auf eine schwierige Skitour zum Berg Otorten, in der Wildnis des nördlichen Ural-Gebirges, auf. Die Gruppe führte ein Tagebuch und Fotokameras mit sich und so ist der Verlauf der Dyatlov-Expedition bis zum ersten Februar relativ gut nachvollziehbar. Dann geschah etwas, was zum Tod von neun Mitgliedern führte.

Die Manpupunjor-Felsen in der Gegend des Djatlov-Passes. Die seltsamen Türme sind die erodierten Reste einer ehemaligen Schicht aus Glimmerschiefer.

Die Gruppe aus Studenten und einen Kriegsveteranen, der 37-jährige SemyonZolotaryov, wurde von Igor Dyatlov (23 Jahre) angeführt. Dyatlov hatte bereits im Jahr zuvor eine ähnliche Expedition durchgeführt, die in der ehemalige Sowjetunion nötig war, um ein Sportzertifikat zu erhalten. Nach einer längeren Reise mittels Zug und Bus erreichte die Gruppe am 25. Januar die Ortschaft Vizhay. Von dort nahm sie ein Lastwagen bis zu einer Holzfällersiedlung– Lager 41 – mit. Am 27. Jänner erreichten sie die letzten Außenposten der Zivilisation, das aufgelassenes Lager Nord-2, einen ehemaligen Stützpunkt für die geologische Prospektion der Gegend. In der Nacht verschlimmerten sich die Schmerzen bei einem der Teilnehmer. YuriYudin war Student der Ökonomie, und hatte seinem Institut an der Staatlichen Technischen Universität des Uralgebiets in Jekaterinburg  - einer Stadt die auch vom Bergbau im Ural lebte -  versprochen, einige Gesteinsproben aus dieser Gegend zurückzubringen. Er verbrachte den 28. Januar damit, Gesteinsproben zu sammeln, konnte aber rund um das Lager nur Quarz und Katzengold (Pyrit) finden. Als die Schmerzen nicht besser wurden, beschloss er die Expedition abzubrechen. Ab hier war nämlich nur noch Übernachtung im Zelt möglich, und die Strecke, die im Wald und an Berghängen entlanglief, war nur noch zu Fuß oder mittels Schi machbar. In seinem Zustand eine Zumutung die auch die ganze Gruppe behindert hätte. Ironischerweise rettete seine angeschlagene Gesundheit an jenen Tag sein Leben.

Schweren Herzens beschloss er mit einem lokalen Führer, der die Gruppe bis hierher begleitet hatte, zurückzukehren. Die Gruppe bestand nun aus neun Mitgliedern, die den Lauf des Flusses Auspiya in die Berge folgten. Wetterbedingungen waren relativ schlecht, das bewaldete Gelände schwierig, die Gruppe kam daher nur langsam voran. 

Am 31. Januar 1959, an der Waldgrenze angelangt, musste man einen Gebirgspass an der Höhe 1079 queren. Höhe 1079 war der damalige Name des Berges KholatSyakhl, was in der Sprache der lokalen Nomaden des Mansen-Volkes der Tote-Berg bedeuted, da dort kaum Bewuchs und Nahrung für die Rentierherden gefunden werden konnte. Die Gruppe scheint aber zu weit westlich des eigentlichen Passes angelangt zu sein. Am Morgen des 1. Februars besserte sich das Wetter. Ein provisorisches Lager wurde eingerichtet, wo man einige Dinge, die man auf den letzten Teil der geplanten Strecke nicht brauchte, verstaut wurden, wie auch Brennholz das im Wald gesammelt worden war. Schließlich machte sich die Gruppe gegen Mittags auf, um den Grat des Berges zu queren. Während des Aufstiegs kam aber ein Sturm auf. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, beschloss man am Berghang, unterhalb des Gipfels des KholatSyakhl zu übernachten, auch war das eigentliche Ziel der Expedition, der Berg Otorton, in Sichtweite. Gegen 5 Uhr Nachmittags war das Zelt am leicht geneigten Hang aufgebaut, gerade rechtzeitige, da schon die Sonne unterging. Gegen Abend nehmen die erschöpften Wanderer etwas zu Essen ein und legen sich schlafen.

Blick vom Djatlov-Pass auf den Berg Otorten im Februar 1959, das Ziel der Djatlov-Gruppe. Der Ural ist ein Gebirgszug, der durch den Zusammenstoß der Sibirischen Platte mit Pangaea vor 300 Millionen Jahre (variszische Orogenese) aufgefaltet wurde.

Was dann genau passierte, ist noch heute ein Rätsel. Irgendwann in der Nacht vom 1. zum 2. Februar muss die Gruppe in Panik verfallen sein. Sie schlitzten die Seite des Zeltes teilweise auf und fliehen hinein in die Nacht, teilweise nur mit einem leichten Nachtanzug bekleidet. Kaum einer hatte Stiefeln oder Mützen an. Eine Rückkehr zum Zelt war nicht möglich oder die Gruppe fand den Weg dahin nicht zurück. Die erhaltenen Spuren im Schnee zeigten, das alle neun Mitglieder sich hinunter zur Waldgrenze, in das Tal der Lozva, begaben, ungefähr eine Strecke von anderthalb Kilometern in der Richtung die am nächsten Tag eingeplant gewesen war.

Das Suchteam rastet im Windschatten einer seltsamen Felsformation am Abhang des
KholatSyakhl.

Beinahe einen Monat später wurden, während der Suche nach der vermissten Gruppe, unter einer großen Zeder, die Reste eines Lagerfeuers gefunden. Dort fand man YuriKrivonischenko und YuriDoroshenko, beide nur in Nachthemd bekleidet. Später wurde festgestellt, das beide durch Erschöpfung und an der Kälte gestorben waren. Einige Zeit danach wurden noch die Leichen von Igor Dyatlov, ZinaidaKolmogorova und RustemSlobodin gefunden, anscheinend zusammengebrochen während des Versuchs, zurück zum Zelt, auf den Berghang, zu gelangen. LyudmilaDubinina, SemyonZolotaryov, Alexander Kolevatov und Nikolai Thibeaux-Brignolles wurden erst während der Schneeschmelze im Mai gefunden. Die Körper lagen ungefähr 70 Meter tief im Wald, teilweise in einem Bachbett liegend. Anscheinend hatten sie versucht, sich ein Lager herzurichten. Sie hatten teilweise fremde Kleider an, vielleicht ein Versuch, sich gegen die Kälte zu schützen, indem sie die Bekleidung ihrer bereits verstorbenen Freunde anzogen. Auffällig waren die schweren Verletzungen die die Körper aufwiesen, darunter mehrere Rippenbrüche. Die damaligen Untersuchungen der Behörden wurden ergebnislos abgeschlossen. Da Fremdverschulden ausgeschlossen werden konnte, es wurden keine fremden Spuren im Gelände gefunden, war letztendliche das Urteil, dass alle Gruppenmitglieder an einer „Elementargewalt“ starben.

Zwei große Fragen bleiben offen. Wie und warum starben alle Gruppenmitglieder?

Während der Tod der einen Hälfte der Gruppe durch Erschöpfung und Kälte plausibel scheint, Temperaturen um die -30° herrschten dort in jener Nacht und die Expeditionsmitglieder hatten beinahe nichts an um sich vor dieser Kälte zu schützen, ist unklar, was die schweren Verletzungen in der anderen Hälfte der Gruppe verursachte. Der Gerichtsmediziner, der die Körper untersuchte, vermutete einen Sturz in das Bachbett hinein und auch Zersetzung, da die Körper lange Zeit der Witterung ausgesetzt waren. Möglich auch das die kleinere Gruppe sich eine Höhle in den Schnee gegraben hatte. Als diese aber zusammenstürzte, erdrückte die 3-4m mächtige Schneemasse alle vier Personen. 

Die wichtigere Frage, was erschreckte die Gruppe so sehr, dass sie überhaupt das sichere Zelt verließen?  

Vorgeschlagen wurde eine Lawine. Jedoch ist der Hang sehr gering geneigt, und weist eine hohe Rauigkeit auf, ungünstige Bedingungen für den Abgang einer Lawine. Die Gruppe muss dies auch so gesehen haben. Die erfahrenen Wanderer hätten wohl kaum in einen aktiven Lawinenhang ihr Nachtlager aufgeschlagen.
Eine eher unwahrscheinliche Erklärung sieht einen Zusammenhang zwischen dem Unglück am Dyatlov-Pass und seltsame Leuchterscheinungen, die angeblich am Himmel über der Gegend von einigen Geologen beobachtet worden waren. Handelte es sich dabei um Erdbebenlichter? Tatsächlich sind die Gesteine rund um den Dyatlov-Pass sehr quarzreich, und Quarz – so vermuten manche Wissenschaftler – spielt eine Rolle bei der Entstehung der mysteriösen Erdbebenlichter. Führte eine unheimliche Feuerkugel, die auf das Zelt zu fallen schien, zur Panik? Da die Existenz von Erdbebenlichter aber selber nicht geklärt ist, führt diese Erklärung nicht wirklich weiter.

Verschüttete doch ein Schneebrett teilweise das Zelt, aber in der Dunkelheit befürchtete die Gruppe den Abgang einer größeren Lawine? Wieso aber, nachdem sie das Zelt verlassen hatten, nicht wenigstens noch einige Kleider retten? Den vermuteten Tod durch Lawine war der sichere Tod durch Erfrieren vielleicht vorzuziehen.

Der Fall bleibt noch 59 Jahre nach jener Nacht ungeklärt.

Das abenteuerliche Leben des Déodat de Dolomieu

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„Jedes Jahr eilte ich zu einer Bergkette, stieg auf ihre Gipfel, um jene tiefen Eindrücke zu empfinden, die aus der Betrachtung des weiten Horizonts entstehen. Da oben dachte ich nach über die Entstehung der Erdkugel, die Umwälzungen, die sie erfahren hat, die Vorgänge, die ihre Formen verändert und den heutigen Zustand bewirkt haben…Wie ich so nach und nach höher stieg und meinen Gedanken immer weiteren Raum gab, verstärkte sich auch mein Weltbild: Mein Horizont stieß auf immer weniger Grenzen.“
Diedonnè-Silvain-Guy-Tancrede de Gvalet de Dolomieu

 
Diedonnè-Silvain-Guy-Tancrede wurde am 23. Juni 1750 in der Pfarrei von Dolomieu (Provinz von Dauphinè, Frankreich) geboren. Er war Sohn einer noblen, wenn auch verarmten, Familie. Er erhielt daher, ungewöhnlich für seine Zeit und seinen Stand, keinen privaten Unterricht, sondern brachte sich das Lesen selbst bei und erforschte selbständig die Natur in seiner näheren Umgebung. Mit erst 12 Jahren trat in den Militärdienst ein. Bei einen Duell tötete er seinen Gegener und nur politische Beziehungen retteten ihn vor lebenslanger Haft. Nach einem Jahr im Gefängnis wurde er entlassen und es wurde ihm nahegelegt, er solle doch sein Glück anderswo versuchen um weiteren Problemen aus dem Wege zu gehen. Im Jahre 1771 kam er nach Paris, wo er zum ersten Mal mit gleichgesinnten Intellektuellen zusammentraf. Dort lernte er auch den Naturkundler und Mineralogen Horace-Benedict de Saussure kennen. Trotz seines Interesses an der Geologie, er verzichtete sogar mehrmals auf Posten, um sich weiter den Studium zu widmen, ging es mit seiner militärischen Karriere voran. Im Zuge seiner militärischen Verpflichtungen und auch aus Interesse reiste er viel. Er besuchte mehrmals Spanien, Italien und Malta und plante auch eine Reise in die deutschen Bergbaugebiete. Dolomieu war ein unruhiger Geist und unterstützte auch liberale politische Ansichten, was ihm einige Feinde einbrachte. Einer seiner frühen Unterstützer, der Mineraloge Alexandre Duc de La Rochefoucauls, wurde vor seinen Augen umgebracht. Er unterstützte zunächst die französische Revolution, aber nach den Verlust seines Erbe und knapp der Guillotine entkommen, wendete er sich gegen das Terrorregime. In 1796 wurde er von der neuen, revolutionären Regierung unter Napoleon Bonaparte zum Mineningenieur, Professor und Mitglied des Institut National in Paris befördert und lehrte an der bergmännischen Schule in Paris. Später nahm er mit Napoleon am Feldzug nach Ägypten teil und erforschte den Nil. Bei der Rückreise, nach den gescheiterten Feldzug, wurde er im Königreich Sizilien gefangen genommen und als Kriegsgefangener verurteilt,
Seine früheren politischen Streitereien holten ihn nun ein. Auf Druck der Erzherzogin Maria Karolina von Österreich wurde er in Messina eingekerkert. Aus den Ruß der Kerzen, die seinen dunklen Kerker erleuchteten, fertigte er Tinte an und verfasste am Rand der wenigen Bücher die er herein-geschmuggelt hatte seine „Mineralogische Philosophie.“ Angeblich nutzte Alexandre Dumas de Dolomieus Gefangenschaft als Inspiration für die Figur eines verschrobenen, aber genialen, Aristokraten in seinen Roman „Der Graf von Montechristo“, der den titelgebenden gefangenen "Graf" unterrichtet.
Durch den Sieg bei Marengo (Italien) konnte Napoleon die Herausgabe des Gefangenen nach 3 Jahren Kerkerhaft erzwingen. Dolomieus Rückkehr nach Paris wurde gebührend gefeiert und zunächst nahm er auch seine Lehrtätigkeit wieder auf, zog sich aber bald darauf nach Châteauneuf in das Massif Central zurück, wo eine seiner Schwestern lebte. Seine geologische Sammlung lag noch in Malta, wobei die dortigen Behörden die Sammlung Italien vermachen wollten, während Dolomieu eher an Frankreich oder Schweiz, ja sogar den jungen Vereinigten Staaten, dachte. Heute kann seine umfangreiche mineralogische Sammlung in Paris bewundert werden. Am 26. November 1801 stirbt Dolomieu, gerade mal 51 Jahre alt, an den gesundheitlichen Nachwirkungen seiner langen Kerkerhaft.

1791 hatte Dolomieu einen kurzen Bericht "über eine Art von Kalkgestein, welches nur schwach mit Säure reagiert und Phosphoreszenz beim Anschlagen zeigt" veröffentlicht. Das Gestein, das er in den Tiroler Bergen angetroffen hatte (Stubaier Alpen und bei Bozen), fand er später auch verbaut in eine römische Ruine. 

Leopold von Buch´s Karte "Esquisse d´une carte geologique de la parte meridionale du Trentino" (1822) zeigt die Verteilung von Karbonatgesteinen in Tirol - hellblau Kalkgestein, dunkelblau Dolomitgestein. Dolomieu sammelte die ersten Proben von Dolomit wahrscheinlich im Bereich des Brenners oder entlang der Etsch, nicht in den heutigen Dolomiten, die damals noch weit abseits der bekannten Reiserouten lagen.

Das Gestein war auch verwitterungsresistenter und bildete, so Dolomieu, "die oberste Bedeckung in den Alpen aus."Bei Bozen fand er auch Kristalle der neuen Mineralart, die er zunächst als „Perlen-Spat“ bezeichnete. Die kleinen, rhombenförmigen Kristalle wiesen eine gekrümmte Kristallfläche auf und, wie das Gestein, lösten sie sich nur langsam in Säure auf. 
Die ersten chemischen Analysen des neuen Minerals durch Nicolas-Theodore de Saussure (Sohn von Horace-Benedict de Saussure) wiesen zunächst hohe Werte von Silizium und Aluminium auf (zur damaligen Zeit, da Aluminium als Metall noch unbekannt war, als Tongehalt angegeben). 1792 publizierte er seine Analysen in einem Artikel mit dem Titel “Analyse de la Dolomie”, wo er vorschlug, zu Ehren Dolomieu das neue Mineral als Dolomit zu bezeichnen. Erst der Chemiker Smithson Tennant (1761-1815) erkannte um 1799 den Fehler und bestimmte Magnesium und Calcium als Hauptkomponenten des Dolomit.
Saussure wiederholte seine Analysen und bestätigte die neue Formel. In 1808 erkannte der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) das Perlen-Spat und Dolomit-Gestein ein und dasselbe sind, es sich um ein Salz von Magnesium und Kalzium mit der Kohlensäure handelt, und bestätigte Dolomit als ein eigenständiges Mineral. Aber noch 40 Jahre lang geisterten die falschen chemischen Werte in der Fachliteratur herum.
„So viele Dolomitenzinken ich in Venetien und Tirol gesehen habe: den Geislerspitzen kommt an Jähe und Zerissenheit nichts gleich von all dem, was da aufstarrt.“ Reiseschriftsteller Heinrich August Noë (1835-1896).

„Sie schienen so wenig Teil der grünen Hänge zu sein, auf denen sie standen, dass sich in uns die Vorstellung entwickelte, es handelte sich um Eisberge aus Stein, die wieder davontreiben und das Land spurlos verlassen konnten.“ So schreiben in 1864 die beiden englischen Reiseschriftsteller Josiah Gilbert und George Cheetham Churchill in ihrem Buch “The Dolomite Mountains”. Ab 1876 setzte sich dann der Namen Dolomiten für die Bleichen Berge durch. Übrigens der einzige Fall in dem das Mineral einer Gegend den Namen gab und nicht umgekehrt. 

Literatur:

ZENGER et al. (1994): Dolomieu and the first description of dolomite. Spec. Pubis Int. Ass. Sediment  21: 21-28

Der kosmische Ursprung von Tutanchamuns Grabbeigaben

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Ägypten, Tal der Könige, am frühen Morgen des 4. November 1922. Seit sechs Jahren gräbt der britische Archäologe HowardCarter hier in einem abgelegenen Tal westlich des Nils, das im Alten Ägypten als Land der Toten angesehen wurde. Zahlreiche Herrscher wurden hier bestattet und Carter hofft, hier auch das Grab des Pharao Tutanchamun zu finden. Bisher hatte Carter kein Glück und dies ist die letzte Grabungssaison, die sein Geldgeber bereit ist zu bezahlen. Doch an jenem schicksalhaften Tag hatte ein Arbeiter eine Stufe, die in die Tiefe führte, entdeckt. Als man den Schutt beiseite schafft, kommt eine Treppe zum Vorschein und schließlich eine versiegelte Tür. Einen Monat später dringen die Ausgräber in die Grabkammer ein, die mit wunderbare Dinge gefüllt war.

In einer Truhe im Inneren des Grabes entdeckt Carter ein Geschmeide, das mit einem auffälligen Skarabäus, der aus einem grünlich schimmernden Stein geschnitzt ist, verziert war. Der grüne Edelstein muss als kostbar gegolten haben, er wurde nämlich genau in der Mitte des Geschmeide aus Gold, Silber, Glasfluss und anderen edlen Gesteinen, gesetzt. Der grüne Skarabäus stellt den SonnengotRa dar, wie er die Barke mit der Sonnenscheibe über das Himmelsgewölbe trägt, ein ewiger Kreislauf der auch Leben, Tod und Wiedergeburt darstellt.
Carter bestimmte den Stein zunächst als Chalcedon, eine der vielen Quarzvarietäten. Im Jahre 1998 untersuchte der italienische Mineraloge Vincenzo de Michele den Skarabäus und bestimmte dessen optischen Eigenschaften. Er entdeckte, dass es sich tatsächlich um Wüstenglas handelte. Wüstenglas aus hochreinem Siliziumoxid zählt zu den seltensten Mineralien, die auf der Erde vorkommen. Seine Entstehung ist noch heute rätselhaft. 

Die libysche Wüste erstreckt sich vom Sudan im Süden bis nach Siwa im Norden, von der Dakhla-Oase im Osten bis zu den Großen Sandsee im Westen, über die zwei modernen Staaten von Libyen und Ägypten. Irgendwo von hier stammt der in den über 3.300 Jahren alten Schmuckstück gefasste Stein. Die Fundstelle von Libyschen Wüstenglas wurde 1932 vom britischen Kartografen Patrick A. Clayton während einer kartografischen Mission entlang der Grenze zu Libyen, damals unter italienischer Herrschaft, zufällig entdeckt. Fachleute vermuten, dass Wüstenglas durch Aufschmelzen und schnelles Abkühlen aus Sand entstanden ist. 

Vulkanismus allein kann dieses Glas, das typische Schmelzstrukturen aufweist und eingeschlossen Gasblasen enthält, nicht erklären. Nur der Impakt eines Himmelskörpers nördlich des Gilf-Kebir-Plateaus, tief im Inneren der Libyschen Wüste, vor 28 bis 29 Millionen Jahre kann die nötige Hitze erzeugen, bei der der Sand der Wüste aufschmolz. Spurenelement, die typisch für die meisten der auf der Erde gestürzte Meteoriten sind, stützen ebenfalls diese Erklärung. Es wäre nicht der einzige Gegenstand mit kosmischen Ursprungs der im Grab des Tutanchamuns gefunden wurde. Neunzehn Grabbeigaben wurden aus Meteoriteneisen hergestellt, darunter auch ein prächtiger Dolch, der zusätzlich noch mit Gold verziert worden war.



Bei Eisen-Meteoritenist das Metall besonders feinkörnig und daher relativ gut bearbeitbar. Das Metall wurde durch Kalthämmern in die gewünschte Form gebracht. Nicht nur der hohe Arbeitsaufwand machte solche Artefakte kostbar. Da Meteoriten sehr selten gefunden werden, war das daraus gewonnene Eisen kostbarer als Gold.

Es ist nicht ganz klar, ob die alten Ägypter von der wahren Herkunft des verwendeten Metall wussten. Ägyptische Quellen um 1.300 v. Chr. beschreiben das Eisen als "vom Himmel stammend". Diese Beschreibung könnte sich auf einen tatsächlich beobachteten Impakt beziehen. Die Bezeichnung könnte aber auch einfach auf die göttliche Herkunft des Eisens hinweisen, als ein Geschenk der Götter, die hoch über den Sterblichen in ihren Himmels-Sphären herrschten.



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Das Geheimnis der „Mary Celeste“

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Am 4. Dezember 1872 entdeckte die Besatzung der "DeiGratia", unter den Kommando von Kapitän David Morehouse, unweit der Inselgruppe der Azoren und dem portugiesischen Festland die Brigg "Mary Celeste". Einige der Segel waren zerrissen und das Schiff schien ziellos herumzutreiben. Morehouse beschloss beizudrehen und ein Beiboot auszusetzen. Von der Mannschaft der Mary Celeste, Kapitän Benjamin Briggs, seiner Ehefrau und seiner Tochter und sieben Seeleuten, fehlte an Bord jede Spur. Im Rumpf stand etwas Wasser, einige Ladeluken waren verrutscht, in den Mannschaftskabinen herrschte ein Durcheinander, Navigationsinstrumente des Kapitäns waren verschwunden und das Rettungsboot fehlte. Das Schiff war aber noch seetüchtig und daher war es äußerst seltsam, dass die Mannschaft anscheinend freiwillig von Bord gegangen war. Ein Teil der Mannschaft der Dei Gratia segelte mit der Mary Celeste zurück nach Gibraltar, wo sie eine Belohnung für die Bergung des Geisterschiffes verlangte.
Das spurlose Verschwinden der gesamten Mannschaft der Mary Celeste bleibt bis heute eines der ungelösten Rätsel der Seefahrt. Der November 1872 war durch zahlreiche Stürme auf dem Nordatlantik geprägt und man vermutete zunächst, dass die Mannschaft, als sie das Wasser im Rumpf bemerkte, nahe der Insel Santa Maria, eine der Inseln der Azoren, das anscheinend sinkende Schiff verlassen hatte, um mit dem Rettungsboot an Land zu gelangen. Aber laut Logbuch der Dei Gratia, die nur wenige Tage hinter der Mary Celeste von Nordamerika nach Europa segelte, war die See rund um die Azoren ruhig gewesen. Im Logbuch der Mary Celeste gab es einen letzten Eintrag am 25. November, in Sichtweite der Insel Santa Maria, der ebenfalls von einer Wetterbesserung sprach. 

Im Laufe der Zeit wurden mehr oder weniger plausible Erklärungen vorgeschlagen, die von Meuterei, über einen Überfall von Piraten, Massenhysterie, Seemonster, UFOs und Seebeben reichen.

Marinebiologe David Williams führt Seebeben an, um alle möglichen, rätselhaften Begebenheiten zur See zu erklären. In Dezember 1885 musste die AlhamaofArenda in der Nähe der Azoren aufgegeben werden, nachdem ein Seebeben sie getroffen hatte. Angeblich wurden in 1941 mehrere U-Boote durch ein Seebeben mit Epizentrum zwischen den Azoren und Lissabon beschädigt.
Laut Williams verursachen Erdbeben entlang des Störungssystems, das sich von Portugal aus in den Atlantischen Ozeans erstreckt, Druckwellen, die zu Schäden an Schiffen führen sollen. Entlang der Azoren-Gibraltar-Bruchzone stoßen die Afrikanische und die Eurasische Platte zusammen und hier liegt vermutlich auch das Epizentrum des berühmten Erdbebens das in 1755 auch Lissabon zerstörte.


Auch im Bermuda-Dreieck sollen gewaltige Druckwellen, verursacht durch Unterwasservulkane und Seebeben, Schiffe und Flugzeuge spurlose verschwinden lassen.

Williams schlägt folgendes Szenario vor um das Rätsel der Mary Celeste zu erklären. Das Segelschiff wurde, als es sich den Azoren näherte, durch ein Seebeben getroffen, wobei es zu Schäden am Schiffskörper kam. Briggs wurde panisch und befahl seiner Familie und der Mannschaft in das Rettungsboot zu steigen, in der Hoffnung das rettende Festland, die vulkanische Insel Santa Maria, zu erreichen. Tatsächlich konnten am Bug der Mary Celeste Schäden festgestellt werden. Allerdings kamen herbeigerufene Experten zum Schluss, das Wellen aus den gerade renovierten Schiffskörper große Holzspäne herausgerissen hatten. Des Weiteren gibt es keine Aufzeichnungen eines Erdbebens bei den Azoren in 1872. Williams Erklärung bleibt daher völlig hypothetisch.


Man geht heute eher davon aus, dass die Ladung der Mary Celeste beim Verschwinden der Mannschaft eine Rolle spielte. Die Ladung bestand aus über 1.000 Fässern mit Industriealkohol. Beim Entladen des Schiffes bemerkte man, dass einige Fässer leer waren. Der Alkohol war anscheinend aus den nicht ganz dichten Fässern entwichen. Als die Mannschaft den Geruch von Alkohol im Laserraum bemerkte, lies der Kapitän alle an Bord in das Rettungsboot steigen, vielleicht in der Hoffnung,dass die Alkoholgase verpuffen würden. Als das Seil, mit der das Rettungsboot an die Mary Celeste gebunden war, zerriss, driftete das kleine Boot ab. Die verlassene Mary Celeste driftete mit den Strömungen und den Wind weiter Richtung Portugal, bis sie schließlich entdeckt wurde.

Hitlers Geologen

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Im April 1941 gründete der Reichsführer SS Heinrich Himmler den SS-Wehrgeologen Bataillon 500, eine Einheit von Militärgeologen die der "Leibstandarte Adolf Hitler", eine der Eliteeinheiten der Schutz-Staffel, zugeteilt war und ungefähr 400 bis 600 Mann umfasst.  

Die Einheit setzte sich aus deutschen, niederländischen, skandinavischen und italienischen Akademiker und Experten zusammen, die  bereits zur SS gehörten, aber nun von anderen Abteilungen, wie z.B. das Ahnenerbe,  in die neue Einheit eingegliedert wurden. Die SS-Wehrgeologen hatten praktische Ingenieurgeologische Probleme zu lösen, beschäftigten sich aber auch auf Wunsch von Himmler, der esoterischen Pseudowissenschaften gegenüber aufgeschlossen war, auch mit eher ungewöhnlichen Projekten. So umfassten die Wehrgeologen neben den Strukturgeologen Karl Heinzelmann und den Geologen Joachim Schlorf, der die toxischen Effekte von Schwermetallen untersucht hatte, auch Archäologen wie Erich Marquardt und Ahnenerbe-Forscher Rolf Höhne. Höhne hatte an den Ausgrabungen des Grabs des ostfränkischer Königs Heinrich I. in Quedlinburg teilgenommen, als dessen Reinkarnation sich Himmler betrachtete. Höhne selber war Anhänger der Hohlen-Erde-Theorie und publizierte regelmäßig archäologische und pseudoarchäologische Artikel in der "Schwarze Korps", die SS-eigene Zeitschrift.
Im japanischen Anime "Hellsing" taucht auch der SS-Wehrgeologen Bataillon 500 auf. Neben geologische Fragestellungen beschäftigte sich die Einheit auch mit archäologische Ausgrabungen und Esoterik. Auf direkten Befehl hin durchsuchte der Bataillon Höhlen und aufgelassene Minen in der Schweiz, Italien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland nach Relikten, von denen sich Himmler Einfluss auf den Verlauf des Krieges erhoffte.
 
Die Wehrgeologen sollten die besetzten Gebieten auf mögliche Ressourcen, wie Trinkwasser, Öl, Gas, Edelmetalle, Edelsteine und Baumaterial, kartieren. Sie halfen beim Aufbau von Verteidigungs- und Befestigungsanlagen und überwachten den Vortrieb von Stollen und Bunkern. Im März 1944 wurde der SS-Wehrgeologen Bataillon in die Normandie abkommandiert. Die Geologen sollten beim Ausbau der Verteidigungsanlagen entlang der Küste helfen und den "Hindernisbau" entlang der Strände leiten. Für den Fall einer Invasion der Alliierten  (die dann auch im Juni 1944 stattfand) wurden auch Vorbereitungen für die Überflutung bestimmte Bereiche getroffen. In Venetien und Trentino waren sie am Bau der "Blauen Linie", einen Verteidigungswall für die geplante Alpenfestung (die größenwahnsinnige Vision einer letzten Bastion des untergehenden III. Reiches), beteiligt. Im Frühjahr 1945 waren die Wehrgeologen auf der Suche nach nutzbaren Ressourcen bis in die Karpaten vorgestoßen. Mit Vormarsch der Roten Armee mussten sie sich in die Voralpen zurückzuziehen. In Triest beteiligte sich die Fachleute des "Stollenbau Kp" am Ausbau des "Kleinen Berlins", eine unterirdische Verteidigungsanlage unterhalb der Stadt. Neben den praktischen Schutz, den die Bunker darstellten, hoffte Rolf Höhne auch, verborgen im Untergrund, ein mystisches Tor zur Unterwelt zu finden. Professor Wilhelm Teudt, Mitglied des
"Ortungslinienforschung" des Ahnenerbe, und Josef Heinsch vermuteten nämlich das Triest am Kreuzungspunkt der „Heiligen-Linien“ lag, Energiebänder die angeblich über die ganze Erde verlaufen.

Doch die SS-Wehrgeologen beschäftigten sich nicht nur mit harmlosen, esoterischen Unsinn. In Frankreich und den Niederlanden suchten sie nach den besten Plätzen, um die Startrampen der streng geheimen Vergeltungswaffen darauf zu bauen. Der Untergrund musste nämlich stabil genug sein um die Vibrationen, die beim Start der ersten flugtauglichen Raketen entstandten, zu adsorbieren.
Der Wehrgeologen Bataillon war auch an Kriegsverbrechen beteiligt. Im italienischen Dorf Laita wurden nachweislich mehrere Zivilisten hingerichtet. Die Dörfer von Pedescala und Settecà wurden während des Rückzugs der deutschen Truppen niedergebrannt und 83 Zivilisten ermordet, eine Beteiligung der Wehrgeologen wird vermutet.

Die Geschichte des Krakatau (Teil I.)

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Tief im Inneren des Berges lebt ein Geist -Orang Alijeh. Wenn er ärgerlich ist, dann speit er aus seinen Nüstern Feuer. Manche sagen, dass er jetzt schläft. Andere behaupten, dass er jetzt nicht schläft, er grollt und ist wütend."

Am 27. August 1883 explodierte südlich von Sumatra der Vulkan Krakatau. 36000 Menschen ertranken in den Flutwellen oder verbrannten in seinen Glutlawinen, drei Jahre lang trieb die Asche am Himmel um die Erde. Es war die erste Naturkatastrophe, über die binnen Stunden auch der Rest der Welt erfuhr, dank der gerade eingeführten Telegrafie. Es war nicht der erste Ausbruch dieser Art und sollte auch nicht der letzte sein. 

Geologische Hinweise und Geschichten lassen vermuten, dass der Krakatau in historischer Zeit mehrere Male ausgebrochen ist. Vor etwa sechzigtausend Jahren existiere ein viel größerer Berg, den einige Geologen als Ur-Krakatau bezeichnen und der in der Mitte einer fast kreisrunden Insel mit einem Durchmesser von etwa vierzehn Kilometern bis auf eine Höhe von knapp zweitausend Metern aufragte. Dieser erste Berg wurde durch einen gewaltigen Ausbruch zerstört. Es blieben nur eine Gruppe von vier kleinen Inseln übrig. Die östliche, knapp fünf Kilometer lange Panjang, der westliche Nachbar Sertung, der PolishHat, ein Felsen aus Lavagestein, und die Insel von Rakata. In der ausgesprengten Caldera wuchs im Verlauf von Jahrtausenden die eigentliche Insel von Krakatau. Krakatau war zehn Kilometer lang, drei Kilometer breit und bis zu achthundert Meter hoch. Viele Seefahrer nutzten die in der Mitte der verkehrsreichen Sundastraße, zwischen Sumatra und Java, gelegenen Insel als Orientierungshilfe. Der südliche höchste Vulkangipfel hieß Rakata, der mittlere Gipfel war der Danan und der nördliche Gipfel nannte man Perboewatan. Die Insel war seit mindesten 200 Jahren von dichten Dschungel bedeckt. Frische Lavaablagerungen, heiße Quellen und Schwefelaustritte wiesen allerdings auf ihre vulkanische Natur hin. Auf der Insel gab es kleinere Siedlungen, wo Landwirtschaft betrieben und die lokalen Schwefelablagerungen abgebaut wurden. Captain James Cook besuchte auf seinen Weltreisen die Insel zweimal. Der Botaniker Joseph Banks schreibt, wir "Ankerten des Nachts unterhalb einer hohen Insel, die auf den Karten Cracatoa und bei den Ostindern PuloRacatta heißt."
John Webbers Zeichnungen von der Insel Krakatau, die im Februar 1780 zum letzten Mal von der Resolution und Discovery besucht wurde.

Alte Quellen lassen vermuten, dass der Vulkan in den Jahren 416 oder 535 und 1680 ausbrach. Um 1860 veröffentlichte der javanische Hofdichter RadenNgabahiRanggawarsita das „Buch der Könige“, ein Geschichtstext über das Königreich Java. Dort heißt es für das Jahr 416, "Die ganze Welt erbebte gewaltig, und wütender Donner wurde von heftigen Regen und Sturm begleitet. Doch dieser heftige Regen löschte die Feuersbrunst des Berges Kapi nicht etwa aus, sondern machte sie nur noch schlimmer. Das Geräusch war schrecklich. Schließlich zerbarst der Berg mit einem fürchterlichen Krachen in zwei Teile und versank in den Tiefen der Erde. Das Wasser des Meeres stieg und überschwemmte das Land... Die Bewohner des nördlichen Teils des Sundalandes bis zum Berg Rajabasa ertranken und wurden mit all ihrer Habe fortgespült. Ein Berg mit dem Namen Kapi ist heute unbekannt und es gibt keine eindeutigen Belege für einen Ausbruch am Krakatau. Es gibt Ascheschichten die innerhalb des ersten Jahrtausend datiert wurden, aber keine exakten Altersdaten lieferten. Manche Vulkanologen glauben dennoch, dass sich der Hofdichter auf eine Vulkaninsel zwischen Java und Sumatra bezieht. 
Um 535 gibt es Hinweise auf weitreichende Klimaanomalien. Johannes von Ephesus schreibt im 6. Jahrhundert: „Die Sonne gab ein Zeichen, dergleichen man noch nie gesehen oder vernommen hatte. Die Sonne verfinsterte sich und die Dunkelheit währte achtzehn Monate. Jeden Tag schien sie ungefähr vier Stunden lang und selbst dieses Licht war nur ein schwacher Schimmer. Alle behaupteten, die Sonne würde ihre volle Strahlkraft niemals wieder erlangen. Die Früchte reiften nicht und der Wein schmeckte nach sauren Trauben.“ Manche vermuten, dass es sich dabei um Auswirkungen eines großen Ausbruchs entlang des Äquators bzw. südlich von China (laut zeitgenössische Quellen wurde dort ein lauter Knall gehört) handelte. Vulkanologen sind sich daher nicht sicher, ob der Krakatau um 416 oder vielleicht sogar um 535 tatsächlich ausgebrochen ist.

In 1680 gibt es einige Augenzeugenberichte von Seeleute die von einem Ausbruch am Krakatau sprechen. Seltsamerweise gibt es aber keine offiziellen Berichte, selbst aus de nahen Batavia (das heutige Jakarta). Eine Radierung aus dem achtzehnten Jahrhundert des holländischen Kartografen Jan van Schley zeigt einen Vulkan, wie auch der Titel "Die brennende Insel" vermuten lässt. Die Abbildung könnte den Krakatau, sogar den Ausbruch von 1680, darstellen, wobei eine genaue Bestimmung wegen der phantasievollen Darstellung unmöglich ist.
 Van Schley "Het Brandende Eiland."

Am 20. Mai 1883 beobachtete der Marinepfarrer Heims von Bord der Korvette „Elisabeth“, die 30 Kilometer nördlich am Krakatau vorbeidampfte, dass „eine enorme glänzend weiße Dampfsäule mit reißender Schnelligkeit auf, in kurzer Frist die kolossale Höhe nicht unter 11000 Meter erreichend und in fast schneeiger Helle von dem klaren blauen Himmel sich abhebend. Allmählich mischten sich dunklere Farben in die weißschimmernde Helle der Wasserdämpfe, bis nach und nach eine breite blaugraue Wand, gleich einer mächtigen, finsteren, fächerförmigen Gewitterwolke alles überdeckte. ... [Das Schiff] dick und lückenlos mit dem graulichen haftenden Staub belegt. … Über all diesen Aschenregendesaster wölbte sich der Himmel wie eine große Glocke aus recht mattem Milchglas, in der die Sonne wie eine hellblaue Kugellampe hing.“ Der Krakatau war nach über 200 Jahren wieder erwacht.
Die letzte Karte, die je von Krakatau gezeichnet wurde. Hauptmann H.J.G.Ferzenaar skizzierte sie sechzehn Tage vor dem Kataklysmus, bei dem alles bis auf einen Teil des südlichsten Gipfels Rakata verschwand. Der westliche Teil der Insel konnte wegen den dichten Aschewolken die über den Vulkanschloten lagen nicht aufgezeichnet werden.

Kind in Spanien in 110 Meter tiefen Schacht gefallen

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In Spanien ist ein zweijähriger Junge beim Spielen in einen 110 Meter tiefen Brunnenschacht gestürzt. Der Junge soll am Sonntagmittag bei einem Ausflug seiner Familie aufs Land in den Schacht mit einem Durchmesser von rund 25 Zentimeter gefallen sein. Mit einer Kamera sei man bis in eine Tiefe von knapp 80 Metern vorgedrungen. Weil sich Erde gelöst habe, die den Schacht verstopfe, komme man mit der Kamera nicht weiter vorwärts, hieß es. Auch Feuchtigkeit und Kälte erschwerten am Montag die Suche. Nach der Abtragung der abgelösten Erde und der Verstärkung der Innenwände des Schachtes wollte man möglichst noch am Dienstag parallel zum Schacht ein Bohrloch anlegen, um zu dem Kind zu gelangen. Zudem wurde erwogen, mit Spezialmaschinen den Schacht auszuweiten.



Der Unfall in Spanien erinnert an den italienischen Fall Alfredo „AlfredinoRampi. Der sechsjährige Bub war am 10. Juni 1981 bei Vermicino nahe Frascati (Latium) in einen 80 Meter tiefen artesischen Brunnen gestürzt. Der Junge blieb zunächst bei einer Tiefe von 36 Meter in den nur rund 28 Zentimeter breiten Schacht stecken. Zwei junge Höhlenforscher der Alpenrettung versuchten sich kopfüber in den Schacht abzuseilen, konnten aber nur bis zu einer Tiefe von 24 Meter vordringen. Man beschloss, einen zweiten Brunnenabzuteufen, um dann mit einem zwei Meter langen Querschlag die Stelle, wo der Junge festsaß, zu erreichen. Eine Bohrsonde wurde geliefert, wobei die Geologin Laura Bortolani warnte, dass im Boden härtere Schichten zu erwarten waren, die den Vortrieb erheblich verlangsamen würden.
Die Gegend ist durch vulkanischen Ablagerungen gekennzeichnet, darunter "Peperino", die lokale Bezechnung für verfestigten vulkanischen Tuff. Zunächst schaffte die Bohrsonde fast 2 Meter in zwei Stunden, erreichte aber dann wie befürchtet eine feste Schicht. Eine zweite Bohrsonde mit einer höheren Leistung wurde angeliefert. Diese zweite Maschine schaffte es, einen 50 Zentimeter breiten Brunnen bis in einer Tiefe von 20 Meter abzuteufen.
Laut Techniker würde es mindestens 8 bis 12 Stunden dauern, um die nötige Tiefe zu erreichen. Stunden später war aber nur ein weiterer Meter erbohrt worden. Am 12. Juni war eine Tiefe von 25 Meter erreicht, wo man eine weichere Schicht antraf, was die Bohrung merklich beschleunigte. Bei 30 Meter beschloss man den Querschlag auszuführen, man vermutete nämlich, dass Alfredino bei 32 Meter festsaß, und wollte einige Meter über oder unter den Jungen in den Brunnen vorstoßen. Da der Bohrer für den Querschlag eine technische Panne hatte, musste der Schacht mit Pickel und Schaufel gegraben werden. Der Brunnen wurde schließlich bei einer Tiefe von 34 Meter angegraben. Unglücklicherweise war Alfredino während den Arbeiten weiter abgerutscht. Einer der Höhlenforscher stieg über den Querschlag in den Brunnen ab und stellte fest, dass der Junge bis in eine Tiefe von 60 Meter abgerutscht war. Mehrere Freiwillige versuchten bis zum Jungen hinabzusteigen. Der einfache Arbeiter Angelo Licheri schaffte es schließlich, aber beim Versuch dem Jungen einen Rettungsgurt anzulegen, rutschte er weiter ab. Danach stieg der Höhlenforscher Donato Caruso hinunter, aber wieder scheiterten alle Versuche den Jungen zu sichern. Caruso stieg zweimal ab, als er merkte, dass der Junge nicht mehr zu atmen schien. Nachdem am 13. Juni der Tod des Jungen bestätigt wurde, wurde flüssiger Stickstoff in den Brunnen eingeleitet, um den Körper für die späteren Bergungsmaßnahmen zu konservieren.

Einen Monat später wurden Mineure beauftragt den kleinen Körper aus den Brunnen zu holen. Ein 80 Zentimeter breiter Schacht wurde angelegt und mittels eines 16 Meter langen Querschachts wurde eine Stelle unterhalb des Jungen angegraben. Der noch gefrorene Körper kommt schließlich am 11. Juli wieder ans Tageslicht.

Horace-Bénédict de Saussure als Geologe

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Horace-Bénédict de Saussure  war ein Schweizer Professor der Philosophie, Mediziner und Naturkundler.
 Zu einer Zeit wo die meisten Naturkundler in Schreibstuben studierten, schlug Saussure vor, dass man empirische Daten im Feld sammeln sollte. In 1787 bestieg er den 4.810 Meter hohen Mont Blanc, gerade mal ein Jahr nach der Erstbesteigung, um dort meteorologische und geologische Forschungen durchzuführen. Er ist der Erste, der den Granit des Mont Blanc beschreibt.
Rekonstruktion einer alpinen Kluft aus dem Granit des Zentralmassiv des Mont Blanc, mit Rauchquarz, seltener Fluorit, Chlorit breitet sich am Boden der Kluft aus. 

Zur damaligen Zeit befasste sich die „Naturphilosophe“ mit drei großen Themenbereiche, die Zoologie sammelte und studierte Tiere, Botanik sammelte und studierte Pflanzen und die Mineralogie sammelte und studierte Mineralien und Gesteine. Eine Wissenschaft der Erde im heutigen Sinn war gerade dabei sich zu entwickeln als ein Landsmann von de Saussure, Jean-Andre de Luc, um 1778 vorschlug die Erforschung der Erde als Geologie zu bezeichnen.

De Saussure fasste seine Erkundung der Tiere, Pflanzen und Landschaften der Alpen in seinem Werk Voyages dans les Alpes (1779-96) zusammen. 

Eine Sage aus dem Bergbaugebiet Pflersch-Schneeberg

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Die bergmännisch interessanten Aufschlüsse finden sich am Talschluss und südliche Talflanke des Pflerschtales, eines Seitentales nahe am Brenner in den Ötztaler Alpen gelegen. Die Nordflanke des Tales besteht zum Großteil aus karbonatischen Gesteinen des Brennermesozoikums. Typisch sind Steilhänge und die gezackten Felsgipfel. Markantest Erhebung ist hier der PflerscherTribulaun mit über 3.000 Meter. Die Südflanke hingegen besteht aus verwitterten Gesteinen des Öztalkristallins. Die lokale Vererzung ist hier an silberreichen Galenit gebunden.

Der Beginn des Bergbaus im Pflerschtal verliert sich im Dunkeln der Geschichte. Historiker gehen von prähistorischen Zeit bis ins frühe Mittelalter aus. Der Bergbau im Pflersch ist erstmals zu Beginn des 13. Jahrhunderts historisch nachweisbar. Um 1500 erreichte der Silberbergbau hier seinen Höhepunkt. Bedingt durch den über mehrere Jahrhunderte durchgeführte Raubbau kam es am Ende des 16. Jahrhunderts zu einem allmählichen Niedergang der Bergbautätigkeit. Infolge von ausbleibenden Zahlungen kam es zu Beginn des 17. Jahrhundert mehrmals zu Unruhen unter der Belegschaft. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden noch einige Probeschürfe durchgeführt, die aber nie kommerziell erfolgreich waren.

Bis vor wenigen Jahren konnten noch 42 Stollenmundlöcher lokalisiert werden, wobei die meisten heute verschüttet sind. Zahlreiche Schürfe, Abraumhalden, einige Gebäude und Flurnamen die auf das geförderte Silber anspielen erinnern noch an die ehemalige Bergbautätigkeit.

Ehemaliges Bergerichtshaus in Gossensaß mit eingemauerte Erzstufe oberhalb des Torbogens mit dem Bildnis zweier Knappen.

Eine Sage berichtet vom Niedergang des Bergbaus, wobei historische Tatsachen mit den vermuteten, aber allgegenwärtigen, Kräften in den Bergen vermischt werden.


Das Tal von Pflersch war einmal von einem reichen König regiert. Er herrschte über eine Heerschar von Bergknappen, das von allen Teilen Tirols gekommen waren um nach Gold und Silber schürfte. Doch trotz all seines Reichtums, war der König hartherzig und grausam und strafte die Knappen, wenn sie nicht in der gewünschten Zeit die Stollen in die Felswände trieben und die geforderte Menge Silbererz zutage förderten. Von den "Hängenden Wand" unter der Maratschspitzeüber die Hochflächen von Ladurns bis hinunter in die Schlucht, die man "Höll" nennt, wurde gegraben. Der König ließ sich als Zeichen seines Wohlstandes ein Kegelspiel mit neun Kegeln und eine Kugel aus purem Gold gießen. Eines Tages jedoch verweigerte einer der Knappen den Dienst. Dies wurde sogleich dem König berichtet. Er selbst machte sich auf, um den aufmüpfigen Knappen zu strafen. Der Bursche witterte aber rechtzeitig die Gefahr und floh so schnell wie eine Gämse über hängende Wände und spitze Felszacken nach oben, Richtung Tribulaun. Der böse König war knapp hinter ihm her, schon hielt er sein Schwert hoch, um zuzuschlagen, als der große Berggeist der Tribulaune, Herr und Gebieter der Schachtgeister, ihm entgegentrat. Doch der König hielt nicht inne und schon setzte er zum Schlag gegen beide an. Da schlug der Berggeist seine mächtige Faust auf den Gipfel des Tribulauns, dass sich die Felsen spalteten. In eine dieser Felsenspalten flüchtete der Knappe und war gerettet. Seit jener Zeit ist der Gipfel des Tribulaun gespalten. Der Berggeist aber bannte den König des Tales und verwandelte ihn in kalten Fels, das rot-schimmernde Goldkappl, das noch heute vor den Tribulaun thront.
Man sagt, die Berggeister nutzen noch heute das Kegelspiel des versteinerten Königs. Wenn ein Gewitter aufzieht sagen die alten Bauern: " Hört ihr, Kinder, auf dem Tribulaun kegeln sie schon wieder!" Und jeder, der sich auf der Suche nach den Golden Kegelspiel macht, wird von den wilden Lorgg, der neben den Schatz kauert, in eine der Felsspalten geschleudert, sodass man keinen mehr finden konnte.

Der gerettete Knappe kehrte ins Tal zurück und berichtete dort, wie sich alles zugetragen hatte. Die Bergknappen arbeiteten nun für sich selbst und einer der Schachtgeister zeigte ihnen die ergiebigsten Erzgänge an. Zunächst war alles gut, aber mit der Zeit stieg der neue Reichtum den Knappen zu Kopf. Von samt und teurem Tuch mussten ihre Kleider sein, die Schuhe hatten silberne Nägel, die Frauen stolzierten mit geputzter Haartracht umher und wenn sich die Kinder verunreinigten, nahm man frische Semmelkrumen zu Abputzen. Der segenspendende Schachtgeist missfiel das sehr. Lange Zeit sah er dem leichtsinnigen Treiben zu und zeigte sich mehrmals mit finsterer Miene in den Stollen, Aber niemand schien sich den langen Knechtschaftsjahren unter der Herrschaft des grausamen Königs zu erinnern. 

Als die Knappen schließlich einen Stier aus Jux bei lebendigem Leibe die Haut abzogen, riss dem Bergmanndl die Geduld. Es raste von der Talsohle fauchend nach oben wobei es in den Stollen ächzte und knallte. Am nächsten durchlief eine Schreckensbotschaft das Tal: die Stollen waren durch einen Erdrutsch verschüttet. Wie mit einem Schlag verschwand der Bergsegen vom Pflerschtal. Nur noch verfallene Stollen und rätselhafte in Stein gemeißelte Zeichen erinnern an den ehemalige Bergbau.

Literatur:

UNGERANK, D. & TROPPER, P.(2014): Montanhistorischer Streifzug über das Bergbaurevier Pflerschtal. Geo.Alp, Vol. 11: 103 - 114

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